Das Leiningerwerk der Bayernwerke in Anglberg



In den Jahren 1956-58 bauten die Isar-Amperwerke (IAW) in Anglberg (1 km östlich von Zolling) ein neues Steinkohle - Dampfkraftwerk. Dieses Werk lag direkt neben dem Amper - Werkkanal Oberzolling - Haag - Inkofen am Oberkanal. Zwischen Dampfkraftwerk und Amperkanal führt die Nebenbahn Langenbach - Enzelhausen (ca. bei km 6,0). Im Jahre 1961 wurde Block 2, 1964 Block 3 und 1966 Block 4 aufgebaut. Nun hatte das Werk eine Leistung von 265 MW (Megawatt). Zwischen 1965 und 1976 wurde auch teilweise Schweröl verfeuert.
In den Jahren 1982/85 wurde der neue Block 5 gebaut und seit 1986 liefert er Strom. Block 1 und 2 sind seit 1982 bzw. 1984, Block 3 und 4 seit 1987 stillgelegt. Alle vier Blöcke wurden inzwischen abgebrochen. Die vielen Kubikmeter Stahlbeton wurden zu Betonkies zerquetscht und als Füllmaterial beim Straßenbau verwendet.
Die Abwärme des neuen Kraftwerks wird ausgekoppelt und versorgt als Fernwärme den Flughafen München, die TU Weihenstephan, Kasernengebäude, Betriebe und viele Wohneinheiten zwischen Anglberg und Hallbergmoos.
Wie alle Kraftwerke der IAW gehört auch dieses mittlerweile zum Unternehmen Bayernwerke.

Vorbildlich ist der Umweltschutz im Kraftwerk Anglberg. Es seien nur kurz genannt:

Den enormen Aufwand sieht man besonders bei der Rauchgasreinigung. Für diese Reinigung braucht man Kalk und Ammoniak, am Ende fallen Gips und Flugasche an. Im Jahre 1996 waren dazu 1151 Eisenbahn-Güterwagen notwendig.

Ein paar technische Daten zum Kraftwerk (Block 5):

Der Werksbahnhof

Seit 1958 betreiben die IAW einen eigenen Werksbahnhof mit z. Zt. 5,5 km Werksgleisen, 21 Weichen (alle seit 1986 im Winter elektrisch beheizt), 2 Lokomotiven mit eigenem Personal.

Blockdiagramm Werksbahnhof:

Die Werkslokomotiven

Lok 1 Hersteller: Deutsches Werk Kiel Baujahr 1936, Gewicht 24 t, Leistung 125 PS ausgemustert 1983, seit 1986 im Bayerischen Eisenbahnmuseum Nördlingen

Lok 2 Hersteller Orenstein und Koppel Baujahr 1964, Gewicht 38 t, Leistung 250 PS, 2 Achsen

Lok 3 Hersteller Henschel Typ DH 500 C Baujahr 1960 (seit 1985 bei den IAW in Anglberg) Gewicht 48 t, Leistung 445 PS, 3 Achsen

Das Güteraufkommen 1996

(IAW Pressestelle Anglberg)
Fracht / Art Tonnen Wagen
Kohle entladen 452 528 7177
Kalk entladen 14 800
Ammoniak entladen 950
Flugasche beladen 35 900
Gips beladen ca. 10 000 zus. 1151
Gesamt 515 000 8328

JA, Sie haben richtig gelesen, 8328 Wagen (im Monat fast 700) fuhren auf der Nebenbahn Langenbach - Unterzolling. Und alle machten in Langenbach "Kopf", das heißt, sie kamen von Moosburg und die Lokomotive mußte in Langenbach an das Zugende umsetzen und umgekehrt.
Man kann jederzeit sagen, daß die Nebenbahn Langenbach - Unterzolling eine bedeutende pulsierende Verkehrsader im Landkreis Freising ist. Der Tarifpunkt Anglberg ist vermutlich der Güterbahnhof mit dem größten Güteraufkommen im Landkreis Freising (auch wenn das die Kommunalpolitiker nicht wahrhaben wollen und die Bahnstrecke Langenbach - Unterzolling zu einem Industriegleis degradieren).
Die weiteren Tarifpunkte im Landkreis Freising sind Neufahrn, Moosburg, Flughafen München (Hallbergmoos) und Freising.

Zurück zum Werksbahnhof Anglberg. Das Entladen eines Kohlezuges dauert ca. 1,5 Stunden (21 Wagen zu je 63 t Kohle sind 1323 t Kohle). Seit 1986 wird die Kohle in einen Tiefbunker geschüttet, vorher wurde die Kohle mit zwei Brückenkränen Baggerschaufel für Baggerschaufel aus offenen Wagen entladen. Wenn die Kohle im Winter in den Waggons festgefroren ist, kommen diese in eine Auftauhalle (jeweils 5 Wagen).
Von der Staatsstraße Zolling - Haag sieht man nur kurz vorm Kraftwerk den Lokschuppen, ansonsten sieht man vom Werksbahnhof südlich des Kraftwerks nicht viel. Deshalb bemerken die meisten gar nichts von der großen Leistungsfähigkeit des IAW-Bahnhofs, den vielen Wagen, die entladen oder beladen werden.

Besonderer Dank an die IAW Pressestelle Anglberg und Mitarbeitern für die Ermittlung und Überlassung der Fakten, Daten und Zahlen

Sammlung Schmalzl
Mai 1997

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